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Tagesberichte über einen Besuch der Partnergemeinde Wessum nach Kaduha in Ruanda

 

 

Dienstag den 05. 03. 2002 und Mittwoch den 06. 03. 2002

 

 

Am 05.03.2002 um 17:00 Uhr machten sich Pastor Walter Dertmann, Ludger Wissing und ich, Josef Harpering, alle aus Wessum auf den Weg nach Ruanda in Zentralafrika zur Partnergemeinde von Wessum, Kaduha, in der Schwester Milgitha geb. Paula Kösser aus Stadtlohn seit fast dreißig Jahren ein Urwaldhospital und ein Waisenhaus mit augenblicklich 48 Waisenkindern leitet.

Sie feiert in diesem Jahr ihr vierzigstes Ordensjubiläum, und war seiner Zeit dem Orden beigetreten, um aktiv Menschen zu helfen.

Die Flugroute ging von Düsseldorf nach Amsterdam, ca. vierzig Min. Flugzeit und dann von Amsterdam nach Nairobi ca. neun Std. ( über zwei Zeitzonen ), und weiter ( zurück über eine Zeitzone ) von Nairobi nach Kigali, Hauptstadt von Ruanda die wir dann um ca. 07:30 Uhr erreichten.

Die Zeitverschiebung zw. Wessum und Kaduha beträgt eine Stunde.

Wir wurden von Schwester Milgitha mit Gefolge am Flughafen von Kigali

freundlich empfangen und fuhren zum Frühstück ins Hotel Meridien.

Nach dem Frühstück fuhren Schwester Milgitha, Walter, Ludger, Alexis, Fidel, Stani und ich durch die Innenstadt und über den Markt von Kigali.

Was wir hier an Elend sahen kann mann eigentlich in Worten und Bildern

 nicht objektiv wiedergeben.

Sehr viele Leute hielten sich auf dem Markt auf und versuchten mit kleinen Geschäften und Gelegenheitsarbeiten ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Schwester Milgitha hielt auf der Straße an, um einen sehr wahrscheinlich Kriegsverletzten, der einen Fuß und am anderen Bein einen Unterschenkel verloren hat, einhundert ruandische France, ca. 50 Pfg., zu geben.

Der junge Mann schleppte sich bettelnd, was vom ruandischen Staat eigentlich streng verboten ist und bestraft wird, auf einem Pappkarton durch die Straßen.

Sofort bildete sich eine Menschenansammlung um unser Auto, welches schon beim Einsteigen am Hotel Meridien von allen von innen verriegelt wurde, da die Leute sehr aufdringlich werden können.

Dann ging es weiter mit einem Affenzahn durch die Innenstadt und den Markt von Kigali zu Herrn Schöller, einem Österreicher der seit 1984 in Ruanda sein Geld mit dem Bau von Zisternen, Brunnen, Latrinen und sonstigen Tätigkeiten verdient.

Die Strassenverhältnisse bis zum Wohnhaus von Herrn Schöller, welches schon zu den feudaleren in Kigali gehört und wo wir die erste Nacht verbringen werden, sind zum Teil katastrophal und lassen schon erahnen, was es hieß, über eine Piste zu fahren.

Es herrschte Regenzeit, von Februar bis Mai in Ruanda, und die Zufahrt zu Herrn Schöller war aufgeweicht, glitschig und mit Löchern und Spurrillen von bis zu 30 - 40 cm Tiefe durchsetzt.

Bei einsetzender Dunkelheit, in Ruanda begann übrigens der Tag ganzjährig morgens um ca. 5:00 Uhr und endete abends gegen 18:00, kamen wir dann bei Herrn Schöller an, und setzten uns auf seine Terrasse, von der aus man direkt auf den Flughafen und auf die Stadt Kigali sehen kann.

Nach dem wir uns dann ein wenig näher kennen gelernt hatten, interviewten wir Herrn Schöller über Land und Leute, vor allem interessiert uns das Zustandekommen und der Ablauf des Völkermordes von 1994.

Nach Aussagen von Herrn Schöller war die seinerzeit regierende Hutu - Partei MRND unter Habjanimani, der seit 1964 an der Macht war, auf dem besten Wege legal abgewählt zu werden.                                                                             Als Gegenmaßnahme wurden zig. Tausende von kleinen Radios unter das Volk verteilt, die von einem Privatfunksender besendet wurden.

Nachdem dann im Jahre 1994 das Flugzeug von Habjanimani auf dem  Flughafen von Kigali abgeschossen wurde und er dabei umkam, begann man über den Privatsender die Massen aufzuwiegeln indem man den Tod des Präsidenten den Tutsis anlastete.

Vor allem in den ländlichen Gegenden fielen vor allem Jugendliche auf die Hetze herein und schlossen sich in Gruppen von 20, 30, 40 oder mehr Personen zusammen.

Diese Banden zogen dann von Haus zu Haus und hatten es eigentlich leicht, da für jeweils 10 - 12 Familien ein Oberhaupt ernannt wurde, welches die Herkunft der einzelnen Familien, Hutus, Tutsis oder gemäßigte Hutus genau kannte und freiwillig weitergab oder zwangsweise weitergeben musste.

Dann wurden zuerst die Kinder, dann die Frauen und zum Schluss die Männer aus den Häusern geholt und mit Macheten oder Totschlägern (mit Nägeln gespickte Knüppel) erschlagen, in Jauchegruben geworfen, lebendig begraben usw.

Dabei hat man sich an dem Anblick der manchmal extra halb tot geschlagenen und schwerleidenden Leute erfreut.

Dieses Abschlachten hielt ca. vier bis sechs Wochen an.

Es sitzen heute noch ca. 120.000 Männer in Haft, die des Totschlages angeklagt sind.

Zur Anklage reichten die Zeugenaussagen von vier bis fünf Leuten aus.                                                                       Die Haftbedingungen in den Lagern sind unbeschreiblich.

Ein Lager in Kigali mit ca. 7000 Insassen die zum Teil unter freiem Himmel schliefen und sich 40 Toiletten teilen mussten, konnten wir schon nachmittags im vorbeifahren aus der Ferne besichtigen und vorsichtig filmen.

Die Häftlinge, alle einheitlich in pinker Häftlingskleidung, werden zum großen Teil von Angehörigen verpflegt.

Den Abend lassen wir dann gemütlich ausklingen.

Schwester Milgitha schläft in ihrem Appartement bei Herrn Weikel einem gebürtigen Österreicher, der in Kigali eine Autowerkstadt betreibt.

 

Donnerstag den 07. 03. 2002

 

 

Morgens ca. 7:30 Uhr Aufstehen und Frühstück bei Herrn Schöller.

Nach ausgiebigen Frühstück wurden wir von Schwester Milgitha abgeholt, um mit ihr noch einmal langsam über den Markt in Kigali zu fahren und Aufnahmen zu machen.

Anschließend fuhren wir zu einem Club der einem Deutschen gehört, der Name ist mir entfallen, um zu Mittag zu essen.

Das Essen war hier sehr gut.

Schwester Milgitha bezahlte für sechs Personen 32.000 ruandische France, das sind umgerechnet ca. 80 Euro.

Anschließend, um ca. 15:00 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Kaduha.

Die erste Stunde führte uns noch über asphaltierte Strassen aus Kigali heraus und dann immer weiter ins Hinterland von Ruanda.

Wir überquerten hier zum ersten Mal den weißen Nil, der hier eine Breite von ca. dreißig bis vierzig Metern hat.

An den Strassenrändern überall Leute die ihrem Tagesgeschäft Handel, Viehhüten usw. nachgingen.

In den umliegenden Hügeln, in höheren Lagen bis zu 2000 Meter und mehr, überall versprengt und gut erkennbar, Ruander mit gleichen bunten Regenschirmen, da starker Regen  eingesetzt hatte.

Nach gut einer Stunde zügiger Fahrt auf asphaltierter Strasse bogen wir ab auf die Piste.

Was nun folgt ist unbeschreiblich.

Die ganze Piste, nicht geschottert oder asphaltiert, sondern nur aufgeweichter Boden, durchsetzt mit Felsbrocken und Löchern von einem halben Meter Tiefe, lag mit ca. fünfzig Kilometern vor uns.

Nach ungefähr zehn Kilometern fiel uns auf, dass die Kinder, ob klein oder groß, uns aufgeregt zuwinkten und zuriefen! „Milgitti„

Zweimal fuhren wir uns fest, sofort ein Menschenanlauf, das erste Mal konnten wir uns selbst befreien, beim zweiten mal war es etwas schwieriger, Ludger musste mit einer Schachtel Camel-Filter nachhelfen, danach wurde emsig am Freikommen unseres Autos mit ca. 20-25 Personen gearbeitet.

Bei Vollgas im ersten Gang, heizte Schwester Milgitha von den Leuten geschoben die rot-glitschige Piste hoch. Geschafft !

Wir wurden dann stehend auf dem nachfolgenden Pick Up nachgebracht.

Ludger hat die Situation gefilmt, ich habe geschoben und unser Pastor hat zugeguckt.

Dann ging’s weiter nach Kaduha.

Entlang der Pisten standen immer wieder die ca. sechs mal vier Meter großen und in vier bis fünf Räumen aufgeteilten Lehmhütten der Ureinwohner.

Überall auf den umliegenden Hügeln verstreut Lehmhütten, Bananenstauden und viele Ureinwohner, die alle einen zufriedenen Eindruck machten.

Eine Vielzahl der Ureinwohner wird von uns mit ihren kleinen Viehherden (Ochsen, Ziegen und Longhorns) überholt oder kommen uns entgegen.

Bei dem von Schwester Milgitha vorgelegten Tempo mit ihrem Bulli hatten wir, ohne Rücksicht auf Material und Leute ! unser Ziel nach ca. 120 Km. in gut drei Stunden erreicht.

Wir wurden von den Bediensteten und den Heimkindern freundlich begrüßt.

Den Abend ließen wir dann mit einem Abendessen und einem Fläschchen Whisky bei Kerzenlicht in gelockerter Atmosphäre ausklingen.      

 

Freitag den 08. 03. 2002

 

 

Nach der ersten Nacht in Kaduha, in der ich kaum geschlafen habe, standen wir morgens gegen 7.30 Uhr zum Frühstücken auf.

Danach schauten wir drei uns in der Station um.

Die Kirche von Kaduha, ein riesiges Gebäude mit kleinen Bänken, Taufecke, Altar und Turm,wurde gerade von Einwohnern aus Kaduha zum Einüben eines Liedes genutzt.

In der Kirche wurden wir dann vom Vikar von Kaduha herzlich begrüßt.

Er stellte uns anschließend den neuen Pastor von Kaduha vor.

Mit ihm unterhalten wir uns in gebrochenem Englisch über Gott und die Welt. Anschließend besuchten wir das von der Gemeinde Wessum mitfinanzierte Memorial und machten Aufnahmen.

Im Memorial waren in Särgen mit Glasscheiben mehrere mumifizierten Leichen, von Männern, Frauen und Kindern ausgestellt.

Die Leichen liegen oft noch in der Abwehrstellung, Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, in den Särgen.

In einer anderen Ecke sind die Gebeine von Toten aufgestapelt.

Eine Vielzahl von Menschenschädeln hat man in einer Vitrine ausgestellt.     

Das Gebäude hat eine Größe von etwa zwanzig mal acht Meter und ist mit hiesigen Ziegelsteinen gemauert. Das Gelände, auf dem cirka 16000 Tutsis und gemäßigte Hutus beerdigt sind, hat eine Größe von ca. sechzig mal dreißig Meter und wurde gerade von Einheimischen eingezäunt.

Am Nachmittag hatten wir einen Termin mit Alexis und Fidel, zwei ehem. Einwohnern aus Kaduha.

Sie erzählten uns dann einiges über den Völkermord von 1994 und dem Memorial.

Die ca. 16000 beerdigten Leichen wurden in der unmittelbaren Umgebung von und in Kaduha erschlagen und notdürftig verbuddelt.

Ein vorher in Kaduha lebender Mönch predigte den Einheimischen vom Kirchenasyl, dass wohl besagt, daß die Gläubigen Schutz in der Kirche suchen und finden können.

Aus diesem Grund hatten sich  viele gefährdete Gläubige, etwa

fünf - sechshundert in der Kirche verschanzt.

Dieses war ein fataler Fehler.

Die Mordbanden hatten ein leichtes Spiel!

Es wurde dann einer nach dem anderen aus der Kirche geholt und auf grausamste Art umgebracht.

Viele sind nach dem Massaker elendig gestorben, verblutet, erschossen, erschlagen undo  am eigenen Blut erstickt usw..

Leute die noch Geld besaßen wurden gnädigerweise nicht erschlagen, sondern erschossen.

Nach dem Mittagessen mit Fidel, früher ein Weisenkind in der Station von Schwester Milgitha, und Alexis wurden wir von ihr durch die Station geführt.

Sie zeigte uns ihre korrekte Buchführung, die Magazine für Medikamente, Sachspenden, Behandlungsräume usw..

Um die Station, die sich nur durch Spendengelder trägt, weiter ordentlich führen und betreiben zu können, werden jährlich ca. 60000 - 70000 Euro benötigt.

Durch das Hospital wird die wichtigste medizinische Versorgung der Einheimischen im Umkreis von ca. Einhundert Kilometern gewährleistet.

Oft kommen Mütter mit ihren Kindern zu Fuß  aus bis zu dreißig, vierzig Kilometern Entfernung und mehr, um sich oder ihre Kinder behandeln zu lassen.

Anschließend machten wir noch von dreißig älteren Weisenkindern, zwecks Patenschaften einzelne Aufnahmen.

Nach dem Abendessen setzten wir uns dann noch mit einem Fläschchen kaltem Mützig, ein in belgischer Lizenz in Ruanda gebrautes Bier, ins Kaminzimmer und unterhielten uns noch über viele Themen.

 

Samstag den 09. 03. 2002

 

 

Heute machten wir uns morgens um ca. 7:00 Uhr auf den Weg, um den ausgebrochenen Vulkan Niragongo in Goma im Kongo zu besichtigen.

Wir hatten von Herrn Weikel, einem verheirateten Österreicher, dessen Frau 1994 nach dem Krieg aus Kigali fortgezogen war, einen Landrover mit Chauffeur angemietet und waren insgesamt mit acht Personen.

Mit von der Partie waren wir drei, Alexis, Fidel, Everest, Alexi, der Chauffeur von Schwester Milgitha, und der Chauffeur von Herrn Weikel.

Geplant war eine Zweitagestour mit einer Übernachtung in Ruhengeri.

Der Fahrstil, den der Chauffeur von Herrn Weikel an den Tag legte, war unserer Ansicht nach, den vielen einheimischen Fußgängern auf der Strasse gegenüber rücksichtslos und gefährlich.

So schien man in Ruanda äußerst rechts zu fahren ohne den Fußgängern auszuweichen, es wurde ein paarmal kurz gehupt und dann unbeirrt weitergefahren, wer es nicht rechtzeitig schaffte, von der Strasse zu kommen, hatte wohl Pech gehabt.

In einem Fall war ein einheimischer Fußgänger von einem Taxi angefahren worden und lag regungslos am Boden.

Bei der schlechten medizinischen Versorgung, kein Notarzt, kein Rettungswagen usw. wird das oft für die Unfallbeteiligten zu einem riesigen Problem mit oft tödlichen Ausgang.

Vor der Stadt Goma, die wir am anderen Tag erreichen wollten, übernachteten wir in Ruhengeri in einem, rund um die Uhr von einem Soldaten bewachten Hotel.

Nach dem wir unsere Taschen dort abgestellt hatten, fuhren wir ganz in der Nähe der Stadt Ruhengeri, in der noch lange nach 1994 gegen Rebellen gekämpft wurde, durch eine Bananenplantage zu einem Wasserkraftwerk, daß gemeinsam von Ruanda und Uganda betrieben wird.

In der Bananenplantage, durch die wir ca. zehn - fünfzehn Kilometer fuhren, standen Hunderte von Lehmhütten.

Es kamen uns Hunderte von Leuten entgegen, die uns fast alle freundlich zuwinkten.

Vor allem die Kinder strahlten über alle vier Backen.

Auf dem ersten Blick mag es einem Europäer vorkommen, als ob hier Elend und Armut zuhause sind, doch man kann hier keinen europäischen Maßstab anlegen. Die Leute schienen einfach mit dem zufrieden zu sein was sie hatten.

Die Einheimischen ernähren sich hier überwiegend von Ziegen und Kühen           ( Longhorns ), von Bananen und uns bekannten Gemüsesorten wie Möhren, Bohnen, Kartoffeln, Mais und so weiter, kurzum hier wird nicht gehungert.

Alles in allem möchte ich sagen, dass Ruanda vom Klima, und vom Boden her ein äusserst fruchtbares Land ist, und ich mir vorstellen könnte, dass mann jährlich vieleicht sogar mehrere Ernten einfahren könnte. 

Die Gegend, in der die Plantage liegt ist, durch Vulkanausbrüche in den letzten zig Tausenden von Jahren, sehr fruchtbar geworden.

Der Boden dort gleicht unserem Mutterboden, war aber von Lavasteinen übersäht, die von den Einheimischen aufgesammelt wurden.

Mit ihnen hatte man die ihnen zugeteilten Parzellen umrandet.

Nach ca. einer Stunde Pistenfahrt durch die Plantage hatten wir das Kraftwerk, daß noch vor kurzem mit deutschen Geldern und Know-how überholt wurde, erreicht.

Alexis und Fidel nannten uns einige Daten und sind sichtlich stolz.

Ein Versuch, das Tourbinenhaus von innen zu besichtigen, wird uns von bewaffneten Soldaten nicht gestattet.

Nach der Besichtigung kehrten wir nach Ruhengeri zurück, aßen und tranken ein wenig und legten uns dann in unsere Appartements, die, wie vorerst schon erwähnt von einem bewaffneten Soldaten bewacht wurden.

Von Ruhengeri aus, hätte man auch die Berggorillas nach einem Fußmarsch von ein bis ein ein halb Stunden besuchen können.

Nach Aussage von Schwester Milgitha und Herrn Schöller, kann man sich den Berggorillas bis auf wenige Meter nähern.

Diese Tour hätte man aber im Voraus über Herrn Schöller planen müssen, auch ist es nicht gesagt, dass die Gorillas in Ruanda sind, da sie im Grenzgebiet zum Kongo zwischen den Staaten hin und her wandern. 

 

Sonntag den 10. 03. 2002

 

 

Wir wurden morgens von singenden, joggenden Soldaten aufgeweckt.

Sie konnten sehr gut singen und Ludger holte schnell seine Kamera und filmte.

Das Wachpersonal vor unserem Appartement hattte die Angelegenheit schnell durchschaut und gab Ludger auf englisch zuverstehen, daß er die Soldaten nicht filmen durfte.

Ich machte Ludger den Vorschlag, damit die Angelegenheit nicht in einem Bericht erschien und er seine Kamera los war, vorsichtshalber die Sache mit einer Schachtel Zigaretten zu bereinigen, welches auch hervorragend geklappt hatte.

Nach dem Frühstück machten wir uns dann auf den Weg zum Vulkan Niragongo nach Goma.

Der erste Blick auf den Kivuesee bei Geseni veranlasste uns einen kleinen Stop einzulegen, um den See und die umliegenden Vulkane bis ca. 4500 Meter Höhe, und vor allem den kürzlich ausgebrochenen Niragongo, ca. 3500 Meter hoch, zu bestaunen.

Als wir dann wieder einsteigen wollten, um näher heranzufahren, trat Walter auf den feuchten, glitschigen Rand einer gemauerten, ca. fünfzig bis sechzig Zentimeter tiefen Rinne, rutschte ab und fiel hinein.

Er hatte sofort große Schmerzen im Schulterbereich.

Den Besuch bei einem hiesigen Arzt brachen wir sofort ab, als wir seine Praxis von außen sahen.

Nebenan, in einem Friseursalon, spielte gleichzeitig ein Lied von Elton John, welches auch auf der Beerdigung von meinem Vetter, gerade mal fünfzig Jahre alt geworden, in der Kirche gespielt wurde.

Wir suchten dann in einem Vorort von Goma ein Krankenhaus auf, um Walter notdürftig wieder zusammen flicken zu lassen.

Anschließend brachen wir unsere Tour nach Goma ab.

Niedergeschlagen kamen wir nach ca.fünf bis sechs Stunden wieder in Kigali an und suchten sofort das King- Faysaal- Hospital auf, um Röntgenaufnahmen von der Schulter machen zulassen.

Walter war hier mit den beiden Einheimischen Alexis und Fidel vorerst in besten Händen.

 Ludger, Alexi, Everest, der Chauffeur von Herrn Weikel und ich fuhren nach Weikel um den Chauffeur zurück zubringen und die Autos wieder auszutauschen. Anschließend brachten wir unser Gepäck nach Schöller und fuhren kurz zum Hotel Meridien um eine Kleinigkeit zu essen, wir hatten den ganzen Tag noch nicht viel gehabt und hatten Hunger.

Nach gut zwei Stunden waren wir dann wieder im Hospital, wo sich unsere Befürchtungen bestätigt haben.

Die Schulter ist gebrochen, und die nächste Nacht wird für Walter eine unruhige und schmerzhafte werden.

Wir fuhren dann nocheinmal ins Hotel Meridiene, da Walter noch etwas essen musste.

Am nächsten Tag blieb Walter bei Schöller im Haus und erholte sich.

Wir traten dann am 10. 03. 2002 mit Herrn Schöller, seinem Chauffeur und einem Wildhüter den Besuch im Nationalpark Del`Akagera an.

 

Montag den 11. 03. 2002

 

 

Für heute war von Herrn Schöller ein Besuch im Nationalpark Del`Akagera organisiert worden.

Walter hatte schlecht geschlafen und Schmerzen in der Schulter.

Die beiden Mitarbeiter von Schwester Milgitha, Alexis der Chauffeur, und Everest, hatten wir morgens mit einem Brief zurück nach Kaduha geschickt.

Nach Rücksprache mit Walter fuhren wir dann morgens um ca. 7.00 Uhr mit Herrn Schöller zum Frühstück ins Hotel Meridien und dann zum Wildpark, der im Nordosten von Ruanda liegt.

Mit ca. 120 Km/h fuhr der Chauffeur über Asphaltpisten mit zig Schlaglöchern.

Bei der Fahrt hatten wir wieder mal den Eindruck, dass auf Fußgänger, Radfahrer und Insassen keine große Rücksicht genommen wurde.

Nach etwa eineinhalb Stunden hatten wir den Eingang des Parks erreicht.

Ab hier wurden wir dann von einem Wildhüter begleitet und dann begannen wieder ca. achtzig Kilometer Pisten und Querfeldeinfahrt.

Als erstes liefen uns dann in einer savannenartigen Talebene Giraffen und Impallas über den Weg.

Anschließend wurde uns eine im Bürgerkrieg verlassene Hotelanlage, seinerzeit bestimmt erster Klasse, die nur noch von Pavianen und ein paar Eingeborenen bewohnt wurde, gezeigt.

Ein in einem Dornengestrüpp gebautes Vogelnest interessierte mich, und ich schaute vorsichtig mit einem Stöckchen durch die Nestöffnung ins Nest.

Sofort machte sich, ein sich hinter dem Nest befindlicher, kleiner einheimischer Wespenschwarm auf den Weg mich anzugreifen.

Ich lief mit einem Affenzahn durch die Hotelanlage und versuche mit den Händen die agressiven Wespen von meinem Kopf und aus meinen Haaren fernzuhalten.

Eine erwischte mich am Finger und der Stich tat höllisch weh.

Ich zeigte den Einstich dem Wildhüter, der lachte, für ihn scheinbar alles in bester Ordnung ! für mich nicht ganz.

Dann ging es immer weiter über die Piste zum Lake Ihama, dort erwarteten wir Flusspferde, Elefanten und Wasserbüffel usw..

Die Piste wand sich mit vielen scharfen Kurven durch den Busch und jeden Augenblick rechneten wir damit, daß die Elefanten hinter einer Biegung plötzlich vor uns standen, da sie die Piste des besseren Vortkommens wegen häufig nutzte. 

Lt. Aussage des Wildhüters, der frische Losung auf dem Weg gesehen hatte, sind die Elefanten in unmittelbarer Nähe, hielten sich aber für uns unsichtbar im dichten Gestrüpp auf.

Herr Schöller erzählte uns von einem Elefantenbullen im Park mit nur einem Stoßzahn, der von Menschenhand aufgezogen und dann in Freiheit entlassen wurde.

Dieser Bulle konnte zu keiner Junggesellengruppe, zu der sie sich im Regelfall zusammenschließen, Anschluss finden und irrte als Einzelgänger im Grenzgebiet von Ruanda und Tansania umher.

Als Einzelgänger hatte dieser Elefant in den letzten Jahren mehrere Parkarbeiter im Park und eine Frau mit Kind in ihrer Hütte angegriffen und getötet.

Bisherige Versuche ihn zu töten, waren am Fehlen geeigneter Waffen und am dichten Bewuchs in der Gegend, gescheitert.

Nach Aussage von Herrn Schöller, der uns in seiner Wohnung Bilder von dem riesigen Elefantenbullen gezeigt hatte, waren Kugeln aus Maschinenpistolen der einheimischen Milizen wegen der zu großen Entfernung entweder in der Haut stecken geblieben oder er war nicht getroffen worden!.

Der Bulle wäre jedoch jetzt harmlos, da er in Tansania Anschluss an eine Junggesellengruppe gefunden hätte.

Alles in allem hatten wir Pech und haben keinen Elefanten gesehen.

Ansonsten sahen wir noch eine Vielzahl von anderen Tieren wie Zebras, Wasserbüffel, Wasserböcke, Impallas, Nilpferde usw..

Den Norden des Parks, in dem sich auch noch Raubtiere befanden, kann man noch nicht befahren, weil die Piste immer noch aus dem Bürgerkrieg von      1994/ 95 beschädigt war.

Die Landschaft war einmalig und anders als wir sie uns aus Filmen von Afrika vorstellen, Hügel bis ca. 1850 Meter hoch, dann immer wieder Ebenen mit kleineren und größeren Seen oder Sümpfen dazwischen.

Der Bewuchs war entweder undurchdringlich oder in den Ebenen und auf den Hügeln mit ca. einem bis einemmeterfünfzig hohem Elefantengras bewachsen und von Schirmakazien durchsetzt.

Der Park selbst war bis auf ein paar Parkarbeiter unbewohnt, wurde aber von parkangrenzenden, einheimischen Viehtreibern immer wieder verbotenerweise mit ihren Herden durchwandert und abgegrast.

Auch Brandrodungen wurden immer wieder von den Einheimischen durchgeführt, um frisches Gras für ihre Herden zu bekommen.

Als wir den Parkausgang abends erreicht hatten, ging es über eine längs des Parks verlaufende Piste zurück.

Hier kam uns eine Vielzahl von Kuhhirten mit ihren Longhorn`s entgegen, die ihre Herden, wie schon erwähnt, verbotener Weise im Park hatten weiden lassen. Als wir die Asphaltstraßen erreicht hatten, ging`s wieder wie am Anfang mit    120 km/h zurück nach Kigali.

Ludger wollte unterwegs nach hinten umsteigen, ihm wurde es vorne zu brenzlich und zu gefährlich, ein Unfall hier, könnte für uns fatale Folgen haben.

Daraufhin veranlasste Herr Schöller, dass vom Chauffeur langsamer gefahren wurde.

In Kigali bei Herrn Schöller zuhause wieder angekommen, wurden wir von Walter, der ja seiner gebrochenen Schulter heute Ruhe gegönnt hatte, begrüßt.

 

Dienstag, den 12. 03. 2002

 

 

Heute hatten wir Zeit und ließen es langsam ankommen.

Wir hatten uns die Zeit mit Lesen, Kreuzworträtsel lösen und schreiben von Tagesberichten um die Ohren gehauen.

Um 16:30 Uhr kam dann Alexis und der Neffe von Fidel und wir fuhren gemeinsam zum Arzttermin bei dem Orthopäden.

Der begutachtete die Röntgenbilder und stellte die gleiche Diagnose, wie die Ärzte im King-Faysaal-Hospital.

Die Schulter blieb gebrochen.

Er verschrieb Schmerztabletten und um ca. 18.00 Uhr waren wir wieder bei Herrn Schöller.

Wir hatten mit Walter schon vereinbart, dass wir noch heute nach Kaduha fahren wollten.

Wir mieteten von Herrn Schöller seinen Toyota Landcruiser samt Fahrer und machten uns abends um ca. 18:30 Uhr auf den Weg trotz einsetzender Dunkelheit.

Als wir Kigali verlassen hatten, kamen mir die ersten Bedenken und ich fragte Ludger, ob die Entscheidung wohl richtig war sich so spät abends noch auf den Weg zu machen, doch Ludger meinte, dass der Chauffeur doch den Weg kennt.

Bis wir dann nach ca. siebzig Kilometern Asphalt wieder auf die Piste nach Kaduha abbogen, war alles glatt gelaufen.

Da aber die Strassen und Wege niergendwo wie bei uns in Deutschland ausgeschildert sind, müssen wir wohl irgendeine Abzweigung verpasst haben und irrten ab da mehr oder weniger orientierungslos durch den Urwald von Ruanda, wir kamen immer wieder durch kleine dunkle Ortschaften mit Lehmhütten, in einer dieser Ortschaften brannte in einer Hütte noch ein wenig Kerzenlicht und der Chauffeur wollte nach dem Weg fragen und klopfte an einem Fenster.

Nach langem Klopfen bekam er scheinbar von innen eine Antwort, die Tür wurde ihm wohl aus Angst nicht geöffnet und einen Hinweis auf den richtigen Weg bekam er auch nicht.

Die Tür wurde, wie wir später von Herrn Schöller erfuhren, nicht geöffnet, weil die Vorkommnisse von 1994 noch nicht vergessen waren.

In einer anderen Ortschaft sahen wir zufällig zu später Stunde drei Männer vor einer Haustür stehen, und unser Chauffeur fuhr langsam hin und sprach die drei Männer in einheimischer Sprache an um wieder nach dem Weg zu fragen.

Nur langsam gewannen die drei das nötige Vertrauen sich uns zu nähern, und sich mit dem Chauffeur in einheimischer Sprache zu unterhalten.

Nach langem Palaver mit den drei Eingeborenen  fuhr dann unser Chauffeur wieder los.

Die Strecke, die ihm die drei erklärt hatten, sollte wohl eine Abkürzung zu dem richtigen Weg nach Kaduha sein.

Was sie ihm wohl nicht erzählt hatten, war, dass  es sich bei der Abkürzung um Fußwege der Eingeborenen  handelte.

Es ging auf schmalen Pfaden die Hügel hoch und runter, manchmal wohl mit Gefällen von schätzungsweise ca. 20 und mehr Prozent, auf der linken Seite tiefe steil abfallende Hänge und immer wieder die Lehmhütten der Eingeborenen.

Nach ca. einer guten  halben Stunde konnten wir dann den Pfad, Gott sei Dank, wieder verlassen und kehrten zurück auf eine Piste die dann wieder durch die gleiche Ortschaft führte.

Wir waren wohl im Kreis gefahren, die  drei Eingeborenen standen immer noch vor dem Haus und unser Chauffeur wieder hin und wieder langes Palaver und diesmal war einer der drei bereit für 1000 France, umgerechnet ca. 2,50 Euro, uns zu begleiten und den richtigen Weg zu zeigen.

Nachdem er hinten eingestiegen war und sich rechts neben mich gesetzt hatte, fing er an ohne Unterlass mit unserem Chauffeur zu reden.

Seiner Fahne und seinem Benehmen nach zu urteilen, hatte er wohl zu viel Bananenschnaps getrunken.

Ich hielt meine Mac-Lite Taschenlampe immer in der linken Hand und war vielleicht aus übertriebener Fürsorge um uns auf alles gefasst, da uns vorher   Herr Schöller von Banditen und Wegelagerern in Ruanda erzählt hatte.

Die Wahrscheinlichkeit auf gute Beute bei zwei Weißen und einem Einheimischen, die nachts orientierungslos mit einem Landcruiser durch den Urwald von Ruanda fahren, war tatsächlich sehr groß, da wir unseren kompletten Barschaften in Form von Dollars bei uns trugen.

Irgendwann nach längerer Pistenfahrt erreichten wir dann einen hell erleuchteten Platz, auf dem sich, wie sich später herausstellte ein Wasserkraftwerk am Kivuesee, an der Grenze zum Kongo befand, und welches wieder von Ruanda und Uganda gemeinsam betrieben wurde.

Nachdem unser Chauffeur einem Wachsoldaten zugerufen hatte, kam dieser langsam mit seiner Flinte im Anschlag zu unserem Auto.

Die Frage nach dem richtigen Weg konnte dieser uns dann auch nicht beantworten.

Wir fuhren dann mit unserem Wegweiser, der nur während des Gesprächs zwischen unserem Chauffeur und dem Wachsoldaten die Klappe gehalten hatte

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